Fluchtgeschichten
Moritz Möchtegern ist ein Spieler – ein Träumer – manchmal ein Chaot. Er hat gewiss Talent, kann prächtige Luftschlösser bauen. Sein Onkel Josef, ein strammer Ackermann, zeigt ihm schon früh, wie man (Gewinn)Felder bewirtschaftet, auf denen Paläste gedeihen. Boni Pflanzen, höher als die Schweizer Berge, wachsen in den Himmel. Der Nachbar Martin hat gestern sein Winterkorn gesät. Jetzt wachsen hier täglich 3000 abgasfreie Betriebsrentenkeimlinge. Die sind üppig mit Korruptionsdünger gewürzt. Der Wind trägt die Samen von der VW Wolfsburg bis in die EZB Bäckerei. Dort gönnen sich der Josef, der Martin und der Mario die Pizza Dragi. Der kleine Moritz Möchtegern muss leider draußen bleiben. Er wäre gerne mit dabei. Sein Hunger nach Erfolg ist groß.
Doch in der Bäckerei Dragi bekommt er nicht mal mickrige Zinsschnitten. Ausgehungert und frustriert setzt er sich auf die Hausbank. Auf die Deutsche Bank. Plötzlich verliert er den Boden unter seinen Füßen.Die Bank versinkt im Morast. Im Schuldenmorast. Das einst so fruchtbare Ackerland hat sein Onkel Josef, der Ackermann, rigoros abgeerntet. Übrig geblieben ist nur ein total versumpftes Gelände. Die Bank versinkt tiefer und tiefer. Verzweifelt ruft der kleine Moritz um Hilfe. Wo sind sie nur? Seine vermeintlich ziemlich besten Freunde. Sind sie durch die Hintertür entwischt? Sind sie etwa schon auf der Flucht? Der Steuermaxi hat einen Verdacht. Und eine heiße Spur. Richtung Schweiz. Auf dem Foto einer Radarblitzlichtkamera ist Onkel Josef zu erkennen. Sein Freund Martin sitzt neben ihm. Er hat dem Josef einen nagelneuen Geländewagen geschenkt. Dieser Geländewagen ist auch bestens als Fluchtwagen geeignet.
Auf dem Rücksitz vom Fluchtwagen probiert der Pizzabäcker Dragi die neue Rezeptur für die neue Negativzinspizza. Diese Pizza ist den drei Schurken aber wohl zu heiß. Sie verbrennen sich die Finger daran. Zu ihrer Abkühlung machen sie Halt an einer Steueroase. Griechischer Wein, russischer Kaviar, himmlischer Genuss vom feinsten. Die Speisekarte der Steueroase lässt keine Wünsche offen. Nach dem Luxusdessert gönnen sich die drei Flüchtlinge einen ausdauernden Erholungsschlaf in der sozialen Hängematte. Dem Kellner wird aufgetragen, die Rechnung doch bitte an den deutschen Steuerzahler weiterzuleiten. Am nächsten Morgen wollen Josef, Martin und Mario in das Paradies. In das Land, wo Milch und Honig fließt. Wo der Josef zu Hause ist. Plötzlich haben sie es eilig. Über Ihnen kreisen drei Geier. Sind es drei Pleitegeier? Sind es drei Fahndungsdrohnen?
Moritz Möchtegern und der Steuer Maxi haben in der Fernsehsendung Aktenzeichen XY ungelöst zur öffentlichen Fahndung aufgerufen. Sie wollen den drei glorreichen Halunken das Handwerk legen. Unterstützung erhoffen sie sich auch von der Polizei. Dummerweise sind an diesem Tag nur Hubert und Staller im Dienst. Die sind total überfordert mit dem Ba-Ba-Banküberfall, den die Erste Allgemeine Verunsicherung vor langer Zeit verübt hat. Sie verfolgen immer noch den falschen Märchenprinzen Klaus Eberhartinger. Dreimal um den Kreisverkehr, dann wird ihnen bewusst: Sie haben zu viel Zeit verloren, weil sie als pflichtbewußte Streifenbeamte auch noch dreimal vor dem Zebrastreifen anhalten müssen. Unerwartete Hilfe bekommt Moritz Möchtegern und der Steuer Maxi von einem echten Naturburschen. Der Alpen Casanova, ein stolzer Auerhahn, rennt plötzlich aus dem Bergwald. Er markiert die Steueroase als sein Revier. Angriffslustig posiert er vor dem Geländewagen von Josef, Martin und Mario. Die drei Schurken sind so erschrocken, dass sie sich widerstandslos festnehmen lassen. Dieser Traum ist zu schön, um wahr zu sein. Wahr ist hingegen: Kurz nach Beendigung der Geschichte wurde der stolze Auerhahn von einem Wanderer erschlagen.