Erde

Ein außergewöhnliches universelles Ereignis stand bevor. Sämtliche Planeten unseres Sonnensystems gaben sich ein All umfassendes Stelldichein. Auf der Milchstraße tummelten sich unzählige Sterne, Kometen und Meteoriten. Die prahlerische Venus wollte unbedingt an vorderster Front glänzen. Der Mann im Mond hatte sich auch prächtig herausgeputzt, hielt aber gebührenden Abstand zu der heißen Lady. Im überdimensionalen Sternenzelt am hell erleuchteten Firmament gab es ein großes Gedränge „Was gibt es denn hier zu sehen?“ fragte neugierig das kleine grüne Marsmännchen. „Wir erleben gerade die Geburt des blauen Planeten“, erklärte der größte extra angereiste Planet Pluto.

Der etwas schmächtigere Sternenonkel Neptun grantelte ziemlich genervt: „Das Universum gleicht heute einem universellen Kreißsaal, wo jedes neugeborene Gestirn durch ein heftiges Gepoltere gebührende Aufmerksamkeit erreichen will. Dieser höllische Lärm ist lauter als der Urknall.“ In gespannter Erwartung blickte die gesamte Planetengemeinschaft in eine bläulich gefärbte Gaswolke, in der sich unglaubliches abspielte. Millionen von Gesteinsbrocken wirbelten dermaßen wild durcheinander, dass sich das verängstigte Marsmandl am liebsten in eine etwas ruhigere Ecke im Universum zurückgezogen hätte. Sogar die hitzegewohnte Venus meinte erschrocken: „In dieser Hexenküche könnte ich kein drei Sterne Menü zubereiten.“ Der Mann im Mond meinte vielsagend: „Du hättest auch gar nicht die richtigen Zutaten für ein himmlisches Gericht. Bei dir würde jedes Essen nach verbrannter Erde riechen.“

Wie kam er nur auf diesen Namen Erde, die ja noch gar nicht geboren war? Aber er hatte wohl schon eine gewisse Vorahnung, als ihm die vorlaute Venus wieder mal ins Wort fiel. In ihrer ungestümen, fast schon beleidigenden Art fauchte sie den verunsicherten Mann im Mond an. „Auf der Erde wird auch nur mit Wasser gekocht!“ Jetzt mischte sich der füllige Pluto, der wie ein All umfassender Chefkoch daher kam, in dieses planetarische Streitgespräch ein. „Mondy,“ wie er seinen Nachbarn freundschaftlich nannte, „Du siehst jetzt aus wie eine gertenschlanke Sichel, in vier Wochen nimmst du aber bestimmt wieder zu.“ Die erzürnte Venus gab wie gewohnt ihren zynischen Kommentar dazu. „Dann bist du wieder mal voll wie eine Haubitze.“ 

Wie aus dem nichts kam auf der galaktischen Umlaufbahn plötzlich ein sternenverziertes Gefährt daher. Es war der große Wagen, der aussah wie ein großer Bär. Knapp dahinter folgte ein kleiner Wagen mit dem Ebenbild des kleinen Bären. Die Bärenfamilie machte einen Familienausflug, wollte sich das gebärende Spektakulum nicht entgehen lassen. Im Weltall ging heute tierisch was ab. Sirius, der Hundsstern vom Onkel Orion machte eine dermaßen hundsgemeine Bemerkung, wie sie ein bayrischer Hundling nicht derber hätte machen können. Mit stürmischen Bewegungen schritt er auf die Venus zu und sagte es ihr deutlich in ihr sonnengebräuntes Gesicht: „Ich bin nicht tausende von Lichtjahren angereist, um mir euer planetarisches Geschwafel anzuhören, ich möchte die Erdgeburt live mit erleben.“

Mondy zuckte überrascht zusammen, aber er konnte sich ein schelmisches grinsen nicht verkneifen. Währenddessen spielten sich zwischen Raum und Zeit dramatische Szenen ab. In der Ursuppe der Materie brodelte es gewaltig. Der Siedepunkt erreichte nie zuvor gekannte Dimensionen. Und doch blickte das Marsmännchen etwas neidvoll zu dem kleinen blauen Planeten, den wir heute Mutter Erde nennen. Ihn dürstete nach Wasser, das es in dieser Menge auf dem Mars noch nie gegeben hat. „Ein Geschenk des Himmels ist das“ meinte Mondy treffend. „Du hast recht“ meinte die Venus Lady anerkennend. „Mutter Erde bekommt alle Zutaten, die ein langes Leben ermöglichen.“ Da mischten sich plötzlich Bewohner von fremden Galaxien mit weiser Voraussicht in diese ungewöhnliche Diskussion ein: „Wir können nicht verstehen, dass die Kinder von Mutter Erde, die so genannten Menschen, mit einer bedrohlichen Überschallgeschwindigkeit ihren einzigen Lebensraum unwiderruflich wieder zunichte machen.“

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